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BILDUNGSFREIRAUM

Bernhard Waage
Entwurf, 2013
die architektur

Das Projekt ›bildungsfreiraum‹ reagiert ebenfalls auf die beiden städtebaulichen Codes vor Ort. Dabei wird der geometrische Knick in keiner Weise in den Baukörpern ablesbar als vielmehr nur durch die Stellung zueinander nachvollziehbar. Dies allerdings gelingt auf eindrückliche Weise durch den Effekt zweier hinsichtlich ihrer Machart und ihrer formalen Grammatik gleichartigen Fassaden. Die beiden Baukörper sind an allen fünf (!) Oberflächen mit einer ›Haut‹ überzogen, die durchgängig mit verschieden großen rechteckigen Löchern gestanzt ist. Die Volumina unterscheiden sich neben ihrer geometrischen Ausrichtung am Stadtplan auch noch durch ihre Höhenentwicklung. Während im Norden ein achtgeschossiger Wohnbau mit einem dreigeschossigen Kindergartensockel zu einer L-Form verschmilzt, finden wir im Süden einen flachen dreigeschossigen – also in Bezug auf das Nordgebäude ›sockelhohen‹ - Quader vor, der alle restlichen Räume aufnimmt.

Im Süden allerdings rückt das Erdgeschoss um rund zwei Meter fast rundum ein und signalisiert damit die Geste des ›Einladens‹ beziehungsweise der ›Verträglichkeit‹ mit Stadt und Öffentlichkeit. Dementsprechend erwarten uns hier entlang einer breiten Nord-Süd-Passage mit locker eingestellten Garderobenlandschaften der Veranstaltungssaal mit Cafebetrieb, das Bildungsrestaurant mit Aufwärm- und Lernküchen, der Gymnastiksaal, die über das Untergeschoss zugängliche Sporthalle, der Bereich der Studios und Werkstätten und die Campusleitung. Trotz der enormen Tiefen von circa 50 mal 35 Metern gelingt es durch eine chaotisch anmutende vertikale Landschaft von sich nach oben hin immer mehr weitenden Innenöfen ein lichtdurchflutetes Stadtgeschoss zu erzeugen.

Über zwei fixe Kerne mit Stiegen und Toiletten gelangen wir in die oberen Geschosse, die die drei Schulen (Volks-, Gesamt-, Musik-) aufnehmen. Um vier große Haupthofkaskaden herum entwickelt sich nun im Inneren des Baukörpers ein sich in horizontaler wie vertikaler Richtung verästelndes System von Räumen, Wegen, Terrassen, Durchblicken und Querbezügen, das abwechslungsreiche und spannungsvolle Arrangements für verschiedenste Lernsettings ermöglicht. Je ein ›Ast‹ dieses Systems nimmt dann einen viergruppigen Cluster auf, der gleichsam richtungsneutral hinsichtlich der Himmelsrichtungen wie auch hinsichtlich des Innen-Außen-Bezugs Raum greift. Wir haben hier eine sehr städtische Lösung, die innerhalb des Gesamtbaukörpers überraschend viel Außenraumbezug eröffnet, vorliegen.

Diese Arbeit entstand im Rahmen des Projektes "Campus Mitte Linz"