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Brot

Michael Krainer, Maria Bichler, Angelika Windegger, Barbara Schmid, Oktavia Schreiner, Rebecca Paterno, Julia Weinknecht, Violeta Ivanova
Installationen, 2012
Plastische Konzeptionen / Keramik Studierende setzten sich künstlerisch mit dem Thema Brot auseinander. Das Projekt begann mit einer Recherche, die eine für die Studierenden überwältigende Vielzahl von Themen und Motiven zutage förderte. Diese dienten dann als  Ausgangspunkte für eigene Arbeiten. Brot ist seit langem ein Grundnahrungsmittel und hat deshalb eine reiche Kulturgeschichte, die eng mit gesellschaftlichen Entwicklungen verknüpft ist. Auf Grund dieser Stellung des Brotes ist es auch Teil von Mythen und Märchen geworden und spielt nicht zuletzt im christlichen Ritus eine nicht unerhebliche Rolle. Brot hat selbstverständlich auch eine materielle Seite, mit der sich die Studierenden auseinandersetzen konnten. Verwandlungsprozesse vom Korn zum Mehl über die Gärung zum Teig, das Formen und ruhen lassen und das Backen waren Schritte, mit denen die Studierenden experimentierten. Das Ergebnis ist eine Vielzahl von Arbeiten, die neue Perspektiven auf unser ‚täglich Brot‘ eröffnen.

Arbeiten

Pixelbrot / Michael Krainer
Bildinstallation von bis zu 100 m2 im Außenbereich des Museums.
Ausgangspunkt der Arbeit ist eine Farbfotografie von einem Gegenstand - z.B. einem Gebäck - der im Bezug zum Museum steht. Diese Fotografie wird mit einem speziellen Computerprogramm soweit vergrößert bis die einzelnen Pixel (Bildpunkte) sichtbar werden. Die quadratischen Bildpunkte werden durch gleichfarbige Fliesen ersetzt. Diese in der Größe frei wählbaren Fliesen werden anhand des Ausgangsbildes auf einem speziellen Trägermaterial zusammengesetzt. Entscheidend bei diesem Konzept ist der Abstand des Betrachters zum Bild. Der Aufbau der Bildinstallation würde sich zwischen Autobahn und Parkplatz des Museums in einem Gestell anbieten, oder an der Außenmauer des Museums. Die gegenständliche Abbildung kann nur aus der Ferne erkannt werden, zum Beispiel von der Autobahn aus. Aus der Nähe werden quadratische Farbfelder im Sinne der Farbfeldmalerei wahrgenommen. Sollten es die Räumlichkeiten des Museums ermöglichen, wäre auch eine kleinere Version im Innenbereich vorstellbar.
Duft des Brotes / Maria Bichler und Angelika Windegger
Begehbare Rauminstallation für die Sinne
Beim Begehen der Rauminstallation ist man von Brot und seinem Duft umgeben. Die Betrachter haben die Möglichkeit die Luftigkeit, Leichtigkeit und Transluzenz des Materials Brot, seinen Geruch und den veränderten Raumklang wahrzunehmen.
Durch das erweiterbare Rahmensystem ist unser Konzept längerfristig einsetzbar.
Denkbar wäre unser Projekt auch für Sonderausstellungen oder die Eröffnung.
Mögliche Formen des Systems wären Paravents, Wände, Stiegenaufgänge, Raumeinbauten, im Lift, etc.

Brot essen ist keine Kunst… / Barbara Schmid
Wasser und gemahlenes Weizenkorn, die Arbeit der Menschen und das Element Feuer sind zur Herstellung von Brot notwendig. In unserem Kulturkreis ist Brot sehr besetzt und aufgeladen mit Bedeutung, da es im christlichen Ritus verwandelt und gegessen wird. Der Titel der Arbeit bezieht sich auf dieses Brotessen, das eine religiöse Handlung ist. In meiner Arbeit greife ich auf diese Brotoblaten zurück und bedrucke sie mit Lebensmittelfarbe. In weiterer Folge bezieht sich der Titel der Arbeit auch auf den Umstand, dass Brotessen zwar leicht ist, aber Brotherstellung sehr komplex und aufwändig. Die Bilder, die auf die Brotoblaten gedruckt sind, thematisieren das. Brotherstellung bedeutet sähen, ernten, dreschen, Mehl bereitstellen, Teig zubereiten und backen. Die Rohstoffe sind ebenso wichtig wie die Arbeitsgänge. Ausgewählte Bilder zeigen das verwendete Getreide und Abbildungen der verschiedenen Tätigkeiten, um zum Brot, auf das das Bild gedruckt ist, zu gelangen.
Brot geben / Oktavia Schreiner
In dem vier Minütigen Video, “brot_geben“, sieht man einen Tisch, ein Brett und einem Laib Brot und vier Hände. Beide Händepaare sind weiblich, das eine wesentlich älter als das andere. Das Geschehen wird von oben beobachtet. Die Händepaare brechen abwechselnd ein Stück Brot ab. Sie füttern ihr, für den Betrachter nicht sichtbares Gegenüber. Die Hände bekommen in ihrer Bewegung und ihrer Gestik ein scheinbares Eigenleben und trotzdem stellt sich die Frage, welche Person hinter den Händen steht. Es sind Mutter und Tochter. Diese Beziehung ist von Geburt des Kindes an durch das Füttern wesentlich geprägt. Im hohen Alter der Mutter werden die Beiden eventuell wieder mit dem Füttern konfrontiert werden. Diesmal wird das Kind die Mutter füttern. Der Brotlaib, der im Video als Sinnbild für Essens steht, hat etwas Körperhaftes, das im stätigen Einverleibt werden wieder zu Körper wird. Das Video beginnt von vorne. Das gegenseitige Füttern ist ein nicht endender Prozess.
Brot / Rebecca Paterno
Die Installation „Brot“ befasst sich mit dem Thema „unterschwelliges Marketing“ am Beispiel von Backwaren. Bäckereien waren eine der ersten Geschäfte, bei denen über den Geruchssinn dieses suggestive Marketing zum Einsatz kam. Ganz gezielt wird die Entlüftung vieler Bäckerstuben in den Verkaufsraum gesteuert, was beim Kunden den Appetit und somit die Lust zum Kauf anregt. Durch die strukturellen Veränderungen der Branche ist es aber inzwischen nötig mit künstlichen Düften zu arbeiten. In der Installation werden drei Komponenten des suggestiven Marketings verwendet. Einerseits wird versucht mit Muzak als funktionaler Musik eine heitere und entspannte Atmosphäre zu erzeugen. Die zweite Komponente stellt ein warmweißer Lichtkegel, geworfen von einem Spotlicht aus der Architekturbeleuchtung, dar. Die Lichtfarbe von 2700 Kelvin ist in der Beleuchtung von Warengruppen den Backwaren zugeordnet. Schließlich erzeugt ein Beduftungssystem den synthetischen Geruch nach frisch gebackenem Gebäck. Durch das Fehlen des in Szene gesetzten Produkts Brot, werden die Suggestionsmechanismen vom Unbewussten ins Bewusste geholt.
Wasser, Weizen / Barbara Schmid
In den christlichen Kirchen stellen Hostien aus ungesäuertem Teig ein zentrales Objekt dar. Das Brot wird als Leib Christi von den Gläubigen angebetet und verzehrt.
Eine Betrachtung und Verehrung der Hostien außerhalb dieses Rahmens ist nicht üblich. Aus ihrem Kontext gelöst können Hostien als Brotplatten ohne Bedeutungsgehalt betrachtet werden. Die serielle Anordnung der Brotplatten unterstützt diese Wahrnehmung . Zentraler Aspekt dieser Arbeit ist das Hinschauen. Dadurch kommt die Materialität und Ästhetik dieser filigranen und zerbrechlich wirkenden Brotplatten deutlich zum Ausdruck.

Souvenir Brosche / Julia Weinknecht
Keramik & Brot
Beides, seit Jahrtausenden im täglichen Gebrauch und nicht ersetzbar. Der Teig, wie auch der Ton, der gleichsam von geübter Hand geknetet und geformt wird, um dann im Feuer zu entstehen, sind immer mit uns gewesen. Das Brot und seine unzähligen Varianten – ein Spiegel der Kultur und Dialekt der Regionen.
Das Kipferl – ob es nun als Hohn auf die zweite Türkenbelagerung kreiert wurde, oder schon in einer Urkunde im 12. Jahrhundert Erwähnung fand, ist dabei vielleicht von Interesse. Ebenso hätten das Semmerl und das Salzstangerl anders aussehen können – und haben es ursprünglich möglicherweise auch. Das Wichtigste ist, dass diese Form, die sie letztendlich so lange schon haben, in unserem Kulturkreis angenommen worden ist – weil sie zu uns passt, so wie sich anderswo Fladenbrote, Baguettstangen und Brotkugeln etc., als bleibende Formen etabliert haben. Eine Konstante, ein ständiger Begleiter, vergleichbar mit einer Brosche, die man sich ansteckt, modelliert aus Porzellan, in bunten Farben oder mit Gold, als Symbol, das für jeden Betrachter dasselbe bedeutet – Genuss und Lebensfreude!
Holy Things / Violeta Ivanova
Das Projekt „Holy Things“ ist ein ironischer Blick auf das Geschäft mit vermeintlich „heiligen“ Gegenständen. Im Mittelalter waren es falsche Knochen, Nägel und Haare Heiliger, die als Reliquien verkauft wurden - heute sind es Gottes Zeichen auf Brot, Steinen oder sogar Socken. Über das Internet ist es möglich verschiedene „heilige“ Produkte zu erwerben. Die Preise, welche die Käufer bereit sind dafür zu zahlen reichen ins Unermessliche. Im letzten Jahr bin ich bei meinen Recherchen auf ein besonders drastisches Beispiel gestoßen: ein Toastbrot mit dem eingebrannten Abbild Jesu wurde um fast 26 000 Euro verkauft!Dieser Vorfall habe ich zu meiner Arbeit angeregt. Ich wollte wissen wie schwer es ist, ein Toastbrot mit einem eingebrannten Heiligenbild herzustellen. Das Unterfangen hat sich als ein leichtes herausgestellt. Dies zeigt einerseits auf wie leicht die Menschen geblendet und verführt werden können, anderseits reflektiert “Holy Things“ die Doppelmoral der Hersteller dieser „heiligen“ Gegenstände. Ich habe mich Aufgrund des Materials für die Nachbildung speziell dieses „heiligen“ Gegenstandes entscheiden. Das Brot
steht symbolisch sowohl für den Leib Gottes, als auch für ein einfaches, alltägliches Nahrungsmittel. Vieles Hängt davon ab, wie es wahrgenommen wird. Fast immer sieht der Mensch, was er sehen möchte, und was für ihn wichtig ist. Das macht ihn zur leichten Beute.