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GOTAGO

Meinung bilden
Kunstpädagogische Praxis am Beispiel Animation

Philipp Pamminger
Film, 2016
Diplomarbeit, Bildnerische Erziehung Länge: 14 Min. 30 Sek. Gotago ist ein gezeichneter Kurzfilm und erzählt die Geschichte eines unbekannten Flüchtlings, der seine Stadt an den Krieg verliert und sich auf den Weg ans Mittelmeer begibt. Der Trickfilm beschreibt den Alltag eines Menschen der sich auf der Flucht befindet, vor einem Krieg, der sich immer weiter ausbreitet. Gotago is an animated-short-movie which tells the story of an anonymous refugee who is traveling from a war-zone in the middle east to the mediterranean sea. It is shown the daily live style, when leaving home to find shelter in a camp for refugees, but have to continue the escape because of war, extending itself.
Ich bin in Spanien, an der UPV, Kunstuniversität des Baskenlandes mit der ursprünglichsten Form der gezeichneten Bild-zu-Bild-Technik vertraut gemacht worden. Also die ganz fundamentalen Grundlagen, mit denen im 20. Jahrhundert Walt Disney-Filme gezeichnet wurden. Ich war sofort begeistert von dieser Technik, weil sie wieder viel mehr das alte Handwerk des Zeichentricks darstellt. Zumal fand ich auch die Bewegungsabläufe viel dynamischer und anmutiger, als sie mit einfachem, digitalem Werkzeug möglich sind. So wurde ich also mit den praktischen Mitteln vertraut, den Formaten, der Technik und der Möglichkeit, Bewegung zu definieren. Die Zeit ist ein großes Thema in der Animation. Pausen müssen berücksichtigt werden, gleich wie in der Musik.
Bei Recherchetätigkeiten bin ich auf Beispiele gestoßen, welche mir die Zuversicht schenkten, einen einigermaßen ansehnlichen Zeichentrick mit einfachen Mitteln, in einem überschaubaren Zeitaufwand und vor allem alleine zu bewerkstelligen.
Ich bestimmte das Format der Blätter. Diese sollten von der Größe her DIN A5 quer entsprechen, um mich beim mehrfachen Zeichnen der selben Situationen auf einer kleiner gehaltenen Arbeitsfläche nicht zu überfordern. Zudem muss man bei einer Fläche von DIN A5 quer nochmals in der Höhe 2,5 cm abziehen. Dann erhält man das Format, das den Proportionen eines gängigen digitalen Videoformates entspricht: 16:9.
Der Kurzfilm sollte die Flucht eines Menschen aus einem Kriegsgebiet darstellen, aus der Sicht eines Flüchtlings. Das heißt, die Hauptfigur ist an sich niemals zu sehen, außer manchmal die Hände oder die Beine beim Laufen. Also sieht man als Zuseher sozusagen durch die Augen des Protagonisten. Das erleichtert meine Arbeit in dem Sinne, nicht immer die gleiche Figur zeichnen zu müssen, und trotzdem einen roten Faden durch die Bindung an eine konkrete Person zu ermöglichen. Die Perspektive der Hauptfigur ist nicht von Anfang an die dominante Sichtweise. Der Film beginnt vielmehr mit einer schwarzen Fläche und es ist nur Akustisches wahrzunehmen. Dann beginnen abstrakte Formen Detonationen darzustellen.
Der Zeichentrick wird zum ersten Mal konkret, nachdem eine weitere Detonation eine entfernte Siedlung in Brand setzt. In der Siedlung kollabiert ein Gebäude. Dies stellt bis hierher die Einleitung des Filmes dar. Ab dieser Szene wird der Titel des Films eingeblendet. In der folgenden Szene kollabiert abermals ein Gebäude. Nur diesmal ist das Haus viel näher, es ist von der Szene her viel mehr eine totale Einstellung. Nun ist man als Betrachter schon in der Stadt, zwischen den Häusern, auf der Straße.
Ich wollte zu Beginn mit Schwarz und Grau starten, um die Dramatik und das Grauen eines Krieges zu veranschaulichen. In späterer Folge, wenn der Fliehende das Kriegsgebiet verlassen hat und er in friedlichere Gegenden kommen wird, konnte ich mir gut vorstellen, Farbe zu verwenden. Ich wollte mich auch darauf konzentrieren, keine allzu exakten Szenenfolgen zu präsentieren. Vielmehr sollte der Eindruck von zufällig eingefangenen Szenen und Situationen auf einer Flucht entstehen. Es sollten, abgesehen von den höchst grausamen und abstoßenden Anfangsszenen, einfache, alltägliche Dinge aus dem Leben eines sich auf der Flucht befindenden Menschen gezeigt werden. Trotzdem sollte es nach all dem an Spannung und Dramatik nicht fehlen. Deshalb entschied ich mich, aufgrund der Geschichte für einen tragischen Beginn und ein absurdes Ende.
Der Film wird neben dem Crossing Europe 2017 auch am ANIMATOR 2017 Festival in Poznan/Polen gezeigt.
Öffentliche Präsentation im Rahmen der Diplomprüfung am: 12. Juni ab 14.00 Uhr im Moviemento/Linz Betreuer an der Kunstuniversität Linz: A.Univ.-Prof. Mag.art. Wolfgang Schreibelmayr
Betreuende Lehrkraft an der UPV/EHU in Bilbao: Begona Vicario Trailer
www.youtube.com/Trailer "GOTAGO"
GOTAGO, Filmstill © Philipp Pamminger, Film, 2016
GOTAGO, Filmstill © Philipp Pamminger, Film, 2016
Beim Interview nach der Vorstellung des Trickfilmes GOTAGO am Crossing Europe 2017 im Bereich „Local Artists“. (Quelle: https://www.crossingeurope.at Stand 2017)
Der Arbeitsbereich in Bilbao/Baskenland. (Quelle: Philipp Pamminger)
GOTAGO © Philipp Pamminger, Film, 2016