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Ruhepol Centralkino

Richard Steger, Gunar Wilhelm und Tobias Hagleitner
Realisiertes Projekt | 2008 -  2009
Architektur

Hörstadt-Projektleiter Peter Androsch war im Frühjahr 2008 an die Architektur - Prof. Roland Gnaiger mit dem Vorschlag heran getreten, das leer stehende Centralkino in einem Innenhof an der Linzer Landstraße als beschallungsfreie Zone zu gestalten. Im Rahmen eines Semesterprojekts widmeten sich Studierende dieser Themenstellung. Mit Richard Steger, Tobias Hagleitner und Gunar Wilhelm bildete sich eine Arbeitsgemeinschaft für Entwurf und Ausführung des Vorhabens.

Raumhüllen im Bestand
Das Konzept des Teams, eine zurückhaltende Aneignung des vorgefundenen Raums, die dessen sinnliche Qualitäten neu ordnen und erfahrbar machen soll, wurde in enger Zusammenarbeit mit Hörstadt (Klemens Pilsl) und dem Bauherrn, der SPÖ–Tochter Stiftung L36, umgesetzt.
In den Foyerbereichen wurde die Einrichtung des Kinobetriebs aus den 80er Jahren entfernt. Die darunter liegenden Strukturen, zum Teil Originalausstattung aus dem Errichtungsjahr 1909, wurden freigelegt und durchgängig mit schilfgrüner Farbe überzogen. Als Raum im Raum zieht sich nun ein heller Vorhangkokon durch die farblich veredelte Rohsubstanz. Hier kann an kleinen Tischen Tee getrunken, bei Gespräch oder Lektüre verweilt werden.

Ruhelandschaft statt Kinosessel
Der Ruheraum selbst befindet sich im ehemaligen Kinosaal. Die seitlichen Ausgänge zum Foyer wurden verschlossen. Stattdessen wird der Logengang des ursprünglichen Kinobaus reaktiviert und als Zugangsebene nutzbar gemacht. Die beiden Rundräume in den rückseitigen Ecken des Gebäudes wurden mit Noppenschaum in warmer Farbe eingekleidet und hell beleuchtet. So werden sie zu anziehenden Übergangsgelenken zwischen Foyer und Ruhesaal und dienen gleichzeitig als akustische Puffer.
Im Innern des Saals ist Holz das sinnlich beruhigende Gestaltungsmittel. Ein lockeres Gewebe aus Sperrholzplatten hängt sich vor die Wände des Bestands. Hoch oben lässt ein Fensterkasten einen gebündelten Strahl Tageslicht einströmen. Mit einem Höhenunterschied von knapp 1m zur Logenebene wird der Boden zur Landschaft aus Holz mit Geländestufen und geböschten Niveausprüngen, in denen Anhäufungen von Sitzsäcken zum Sitzen, Liegen und in den Raum Lauschen einladen.

Materialien
Seekiefersperrholz, Noppenschaum, Leinenkissen

Zeitraum
November 2008 bis November 2009

Links
www.hoerstadt.at
www.nachrichten.at
www.foto360.at