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Studie eines Supersportwagens

Philippe Haebig
Diplomarbeit | 2004
Industrial Design

“Supersportwagen“ sind nicht nur „super“ Sportwagen, sondern vielmehr eine eigene Fahrzeugklasse (ähnlich wie die Begriffe Coupé oder Limousine). Abgegrenzt werden Supersportwagen von Sportwagen aufgrund der Motor- und Fahr-Leistungen. D. h. ab ca. 450-500 PS, brutalen Beschleunigungs-Zeiten, Preise von mehreren 100.000.- Euro und vor allem begrenzten Produktionen. Die sichtbaren Unterschiede liegen vorwiegend in den Außenmaßen und den Proportionen (Längen ab 4500 mm, maximale Breiten, große Reifen (19 Zoll und mehr)). Der Kundenkreis ist extrem elitär und größtenteils nicht alleine durch Geld automatisch zu den potentiellen Abnehmern zu zählen. Der Grund liegt oft in den sehr kleinen limitierten Auflagen bis hin zu Prototypen die nie serienmäßig produziert werden.
Meine Herausforderung lag darin, einen zweisitzigen, halb-offenen (Targa) Supersportwagen mit Mittelmotor zu entwerfen, der diesem Höchstpreis- und Leistungs-Segment entspricht.

Gestaltung:
Inspiration von großen U-Booten geholt (gerade Flächen versus Rundungen;
Turmaufbau mit seitlichen Flaps (in meinem Fall Seitenspiegel), Farbgebung (rot/schwarz) gibt Rückschluss auf das Aggressive; klare ästhetische Überproportionierung verdeutlicht Power; klare Formen ohne Fugen (Fahrzeug ist eine Einheit); clean (Begriff aus der Flugzeugaerodynamik – keine Fugen, Nieten, Schrauben, …); dominierender seitlicher Lufteinlass, schmale Fenster - hohe Türen -> Sicherheit -> Rennwagencharakter; kurze Frontpartie – ähnlich Wellenform oder Greifvogelschnabel; Heck scheint auf Grund der Form von hinten anzuschieben; Reifenquerschnitt durch Redline getrennt (Gestaltungselement von US-Musclecars der 60iger/70iger Jahre) lässt den relativ hohen Reifenquerschnitt niedriger erscheinen. Kurz: Form und Farbe sollen ein Indiz für Kraft und Leistung sein.

Materialwahl:
Karosserie aus Verbundfaserwerkstoffen; Chassis aus Kohlefaser, -> Gesamtgewicht ~1300 Kg

Aerodynamik:
abstrahierte Tropfendform, tief liegender Frontbodenspoiler, ausfahrbarer
Heckspoiler, einstellbarer Spoiler im Bereich der oberen Frontscheibe, internes Kanalsystem saugt Unterdruck im Bodenbereich auf, dienst zur Kühlung des Motors und wird am Heck ausgeblasen. Gleichzeitig wird dabei, nach dem Prinzip von Bernouli, die vorbeiströmende Luft an den Seiten des Fahrzeugs, in die seitlichen Lufteinlässe gesaugt.

Marketing:
Die Gestaltung des Fahrzeugs soll nur indirekt neue Käuferschichten ansprechen. Automobilhersteller „ködern“ zukünftige Kunden in „niedrigeren“ Fahrzeugsegmenten oft mit Prototypen oder sog. Dreamcars. Alleine ein Auto einer Marke zu besitzen, welches seine Ursprünge im Renn- oder Luxus-Bereich hat, ist oft Grund genug sich für eine bestimmte Marke zu entscheiden. Der Verkaufspreis, der Vernunftfaktor und der Ökonomiefaktor sind dabei nebensächlich.

Modellbau:
In der Vormodellphase wurde das Fahrzeug, wie auch in der Automobilindustrie üblich, im Maßstab 1:4, aus so genanntem Industrieplastilin (Clay), aufgebaut.
In Spätere Folge wurde davon ein Negativ-Abguss gefertigt und dieser mit Polyester auslaminiert. Zur besseren Veranschaulichung wurde das Diplomprojekt auch als bewegtes, dreidimensional, virtuelles Bild mittels Videoprojektion an die Wand projiziert.

Betreuung
Mag. Bernd Stelzer, Dipl.- Ing. Dr. Hon.-Prof. Bruno Sternad

Zeitraum
September 2003 - Juli 2004 (Diplomprüfung: 19. Oktober 2004)