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der KELLER

Thomas Gruber und Elvira Kinzner
Entwurfsarbeit, 2017
Architektur | Urbanistik  Thema: Umgestaltung eines Kellers in ein Kaffehaus Ort: Hauptstraße 26, 4040 Linz-Urfahr

Ost: Parkflächen
Süd/Nord: angrenzende Gebäude
West: Hauptstraße
Funktion: Immobilienbüro, Kunstraum Der Keller bleibt einer der letzten Geheimnisträger, womöglich auch der letzte private Ort in unserer Gesellschaft. Frei von Handyempfang und frei von vordefinierten Erwartungen, wie ein guter Keller zu sein hat. Dementsprechend ist der Raum unter der Erde schützenswert.  Zu schnell und zu oft entreißt man ihm das Geheimnisvolle, das Vage, das herrlich Undefinierte, welches eben uns selbst Raum zum Ausdruck ermöglicht. Folglich ist ein guter Keller, ein sonderbarer Keller. Ein Raum, der anders gedacht, vor allem aber persönlich Gedacht wird, ein skurriler und spezialisierter Raum. Eben diese Gedanken sollen auch in unserem Entwurf ihre Entsprechung finden. Das eigentümliche Kaffeehaus im Keller, maßgeblich definiert über die vorgefundene Dunkelheit, ist geprägt durch die Vermischung beider Typologien. Die Gaststätte als Ort der Gesellschaft, der Kommunikation und des Genusses wird in den Untergrund verlegt. Es bleibt öffentlich, zeigt sich aber gleichzeitig intimer, geheimnisvoller und freier. Die Dunkelheit schärft die Sinne und der Genuss kommt noch mehr zu tragen. Lässt man sich darauf ein, erlebt man folgendes:  
Das Zischen der Gasflammen. Der helle Klang des Löffels beim Ablegen auf dem Untersatz. Das Grollen der Apparatur, wenn der Dampf durch das perforierte Metall strömt, gemahlenes Aroma umspült, der Wasserdampf eben jenes aufnimmt und sich letztendlich als Kondensat niederschlägt. Dabei das vom Dampf bebende Gerät auf dem Herd klappernd tänzelt und der polierte Stahl den Lichtschein zitternd diffus zurückwirft. Der fahle Schein des Porzellans verbleibt als Kontrast in der Dunkelheit, vermengt sich mit Lichtfetzen zu einem blass schillernden Fixpunkt für die Augen. Gleichsam schweben die Trinkgefäße. Der Tisch als Träger, ist in das dunkelste Schwarz gehüllt, alles an Strahlung wird geschluckt. Die Tafel hält die Getränke hoch, lässt sich selbst aber unbemerkt. Die tiefhängende Leuchte baut eine Lichtkegel auf, bündelt die Aufmerksamkeit auf den Genuss und nicht auf den Genießenden. Dieser verbleibt im nebulösen Zwielicht der Sitzbank. Presst sich tief in die Lehne und wird von dem Möbel aufgenommen. Die Lehne geht dem Rücken entgegen und die Polsterung drückt sich sanft in die Kniekehle. Die Haut streift den Stoff. Die Haare gleiten darüber, bäumen sich auf, oder gehen mit, sie übertragen die Haptik und das gewebte Muster. Man spürt die Erhebung der Naht, die Linienführung im Ornament des Stoffes, den Wechsel des Fadens, vielleicht sogar dessen Farbe selbst. Das alles ist (nur) im Keller möglich. Dieser Entwurf ist ein Ergebnis aus dem Entwurfsprojekt MODUL INNENRAUM.
"der KELLER" © Thomas Gruber und Elvira Kinzner, 2017, Grundriss
"der KELLER" © Thomas Gruber und Elvira Kinzner, 2017, Möbelgrundriss
"der KELLER" © Thomas Gruber und Elvira Kinzner, 2017, Möbelschnitt
"der KELLER" © Thomas Gruber und Elvira Kinzner, 2017, Kellerschnitt
"der KELLER" © Thomas Gruber und Elvira Kinzner, 2017