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Krone

Im Jahr 2011 schafft die SPÖ-ÖVP-Regierung die Lex Habsburg ab. Ausgerechnet ein Sozialdemokrat – Werner Faymann – ist Bundeskanzler, als das Habsburgergesetz von 1919 aufgehoben wird.
Die Mitglieder der Familie Habsburg-Lothringen sind damit nicht mehr vom Amt des Bundespräsidenten ausgeschlossen.
„Als Nächstes böte sich die Wiedereinführung von Adelstiteln an sowie die Ausrufung der konstitutionellen Monarchie.“ , schreibt die Journalistin und Historikerin Barbara Tóth 2011 über die ansonsten medial ignorierte Verfassungsänderung.
Adel bedeutet, dass manche Menschen von Geburt an würdevoller oder wertvoller sind, als andere. Wie das mit den Menschenrechten zusammenpasst, überläßt Margit Nobis den Leser*innen. In der Allgemeinen Erklärung der Menschrechte steht jedenfalls: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ (Artikel 1, AEMR, 1948) Das Objekt „Krone“ von Margit Nobis, 2012, ist aus goldglänzendem Messing. Es hat die Größe und Form einer Krone; die „Edelsteine“ darauf ergeben im Raster ein Adelsfamilienportrait, wobei die Köpfe der Monarchen die Kronenzacken sind. Diese Krone statuiert unterschiedliche Herrschaftsformen und deren Repräsentationskulturen. Von historischem Hochadel und Klerus bis zum herablassenden Wirken der heutigen Oberschichten präsentiert das Objekt die Geschlossenheit elitärer Zirkel. Aus der Silhouette eines Gruppenfotos formen sich die Zacken der Krone in rund verschweißtem Messing.
Die gewissermaßen reformatorisch-nüchterne Ästhetik korreliert dabei mit Material und Gesamtbild. Im Symbol einer prunkvollen Krone verdeutlicht sich die Basis wahrer Machtstrukturen: ein strammes Glaubenssystem, soziale Herkunft und ein gutes Netzwerk. Hinter vermeintlicher Chancengleichheit und nur vordergründig säkularisiertem Gesellschaftsideal glänzt ein unverhohlen sakrosanktes Emblem. 
Margit Nobis hat die Arbeit "Krone" zwar alleine gemacht, inspiriert dazu wurde sie jedoch zu einem großen Teil von Esther Gebara-Münch.    
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