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Leisenhof

Thomas Gruber
Entwurf und Modell, 2014
die architektur, Konzeption und Entwurf

Am Fuße des Pöstlingberges ist ein altes landwirtschaftliches Gehöft situiert. Es tangiert eben jene interessante Zwischenzone, in welcher die expandierende Stadt, dem Charakter des ländlichen Raumes im Kontrast entgegensteht. Die wachsende Urbanität lässt die Möglichkeit entstehen, einen ruralen Impuls in das Städtische einzubringen, Linz grüne Lungen zu implantieren und ein Archipel entstehen zu lassen. Die Polarität der scheinbaren Gegensätze von Stadt und Land, mündet in eine Bereicherung der Selbigen, aufgrund des Aufbrechens von homogenen städtischen Strukturen hin zu einem heterogenen Gefüge, ohne Wertung als auch Kategorisierung des Raumes. Es entsteht eine vitale und vielfältige Durchmischung des urbanen Lebensraumes. Das Areal mitsamt dem Bauernhof kann somit als indirekter Nährboden gesehen werden, welcher den unmittelbaren städtischen Raum mit neuer Nahrung versorgt. Einerseits urbaner Kost, sprich Menschenströme, andererseits Lebensmittel von der landwirtschaftlichen Produktion des Gehöftes. Ausgehend der markanten strukturellen Charakteristika eines typischen Vierkanter Bauernhofes, reizte der Versuch, eine zeitgemäße Landwirtschaft in das alte Gebäude einzubringen. Nicht nur gilt der Vierkanter als eines der am meisten perfektionierten historischen Nutzbauten, sondern auch als unrettbar in der Zeit zurückgeblieben. Diese Doppeldeutigkeit seiner Identität, die der gleichen Ursache entspringt, war Anlass genauer zu untersuchen, welche übergeordnete Rolle ein Vierkanter Bauernhof für die heutige Gesellschaft einnehmen könnte.
Betrachtet man historische Aspekte der landwirtschaftlichen Produktion, welche oftmals einem ökonomischen Kontext entspringen, kann man eine Brücke in die Gegenwart schlagen und in vielen Dingen auch eine Gültigkeit für die zeitgenössische Landwirtschaft herstellen. Somit ist nicht nur das Neue ins Alte Kredo, sondern auch das Alte ins Neue, wodurch eine Kreislaufwirtschaft der Nahrungsmittelproduktion entstehen soll. Vom frisch gesäten Acker, bis zur fertigen Mahlzeit am Teller.
Die „neue Landwirtschaft“ kommt in Form einer Trägerstruktur, die an den Bestand andockt und als Krücke bzw. Prothese für den alten Hof funktioniert. Die angesteckte Prothese versorgt das Gebäude, durch bereits vorhandene Öffnungen, mit landwirtschaftlicher Infrastruktur. Alle für den effizienten Betrieb des Bauernhofes notwendigen Gerätschaften werden nach dem Prinzip des Plug-In eingebracht. Somit ist nahezu kein Umbau oder eine Beschädigung des Bestands nötig. Wirtschaftliches Standbein sind das angebundene Restaurant und der Hofladen über welche die selbst erzeugten Produkte vermarktet werden. Wichtig ist ein bewusster Umgang mit dem Thema Nahrungsmittel und ein ungeschöntes zeigen der Prozesskette um ein Stück Fleisch auf den Teller zu bekommen. Transparenz, Offenheit und Authentizität sind unabdingbar. Von der Nase bis zum Schwanz wird alles verwertet und dem Gast mit größt möglicher Transparenz näher gebracht. Die Nahrung erfährt wieder Wertschätzung und das Essen soll förmlich zelebriert werden. Von großer Bedeutung ist das sichtbar und erlebbar machen einer Kreislaufwirtschaft der Nahrungsmittelproduktion in Form eines alten Bauernhofes. Deshalb ist die Küche zentral im Hof platziert, als Kernstück des Vierkanters.   Diese Arbeit entstand im Rahmen des Projektes "Whole Life - Neue Lebensformen in einem altem, stadtnahen Vierkantgehöft"

Erdgeschoss
Fassade
Lageplan
Obergeschoss
Schnitt
"Leisenhof" Thomas Gruber, 2014