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AUSSTELLUNG

Glanz und Verderben

Dieses Projet wird von Vitus Weh mit Studierenden der Kunstuniversität Linz,
Bereich Malerei und Grafik, erarbeitet. „Glanz und Verderben“ ist der Titel eines interdisziplinären Ausstellungszyklus über die aktuelle Allianz von kristallinem Glanz einerseits und Tod andererseits, über die gekoppelte Sehnsucht nach ewiger Dauer und Verderbnis zugleich.
Das Themengebiet der Schau reicht von der zeitgenössischen Architektur über die bildende Kunst, vom Design bis hin zur Mode. In all diesen kulturellen Feldern tauchen Kristalle und kristalline Versatzstücke immer häufiger auf. Das Kristalline, als Inbegriff der perfekten Form, der Dauerhaftigkeit und Härte, ist dabei oft gekoppelt mit dem genauen Gegenteil: dem Flüchtigen, Hinfälligen, Welken oder Tödlichen.

Diese Engführung von Gegensätzen prägt den Dresdener UFA Kristallpalast von Coop Himmelblau (ein kristallines Filmhaus für flüchtige Bilder) ebenso wie den Stealthbomber F-117 Nighthawk (besser bekannt als „Tarnkappenbomber“) mit seiner kantigen Oberfläche. Sie ist der Trigger bei Damien Hirsts Diamanten-besetztem Totelschädel („For the Love of God“, 2007) und bei Hans Schabus’ Berg- und Gefechtsstandsattrappe in Venedig („Das letzte Land“, 2005). Sie macht die Vasen (in denen wie üblich die Blumen verwelken) von Nicole Aebischer reizvoll, wie auch das von Entrophie beseelte Gesamtwerk von Robert Smithson. Die Kontradiktion lässt den jüngsten Bildzyklus von Heimo Zobernig, aus dem die Glitzersteine purzeln, schillern, als auch den „chair_ONE“ von Konstantin Grcic.

In der Ausstellung werden Design- und Modeprodukte, Kunstwerke, Fotografien und Dokumentationen gleichberechtigt nebeneinander zu stehen kommen. Über ihre Synopse sollen mögliche Motive dieser unheimlichen Konjunktur deutlich werden.
Sicher ist, dass die letzte Epoche, in der dem Kristall eine ähnlich ambivalente Bedeutung wie heute zukam, jene der 20er/30er Jahre des letzten Jahrhunderts war. Damals war der Topos des Kristalls noch drastischer mit Tod und Verderben gekoppelt. Die Bezeichnung „Reichskristallnacht“ für die Novemberpogrome im Jahr 1938 oder der Deckname „Bergkristall“ für die unterirdischen Rüstungsstollen im Vernichtungslager Gusen sind hierfür exemplarisch. Auch diese Zäsur soll – genau 70 Jahre nach den Novemberpogromen – in der Ausstellung aufscheinen.

Der Ausstellungszyklus besteht aus vier Stationen mit unterschiedlichen Schwerpunkten.
Konzeption und Gesamtleitung: Vitus Weh (Lehrender im Bereich Malerei und Grafik) Materialwert
Von Schlacken und Kristallen

Foyer der Fernwärme Wien, Spittelauerlände 45, 1090 Wien
8.Oktober 2008 bis 9.Jänner 2009.
Eröffnung: 7. Oktober, ab 18.30 Uhr
Kristallnacht
Überlebens-Architekturen und prekäre Kunst
Kunsthaus Mürz, Mürzzuschlag: 8. November 08 bis 29. März 2009.
Eröffnung: 7. November, 19 Uhr
Sharp Chic
Über die Anziehungskraft des Kristallinen

Freiraum/quartier21, MQ Wien: 7. Februar bis 29. März 2009
Das blaue Licht
Der Hang zum Kristallinen in Medienkunst und Design

Kunstverein Medienturm, Graz: 20.6. bis 5.9.2009 Das Katalogbuch unter dem Titel "Glanz und Verderben. Die unheimliche Konjunktur des Kristallinen" erscheint in der Medienturm-Reihe im Folio Verlag, Bozen/Wien. Herausgeber: Vitus Weh. Format: 16 x 21 cm, 120 Seiten + 4 Seiten Umschlag, 4c. Broschur mit 142 mm breiten Klappen, fadengeheftet. Grafik: Jung Büro für Gestaltung.

mehr Infos zu den einzelnen Ausstellungen.pdf

Haruko Maeda