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ARTEFUCKTS

Alternative Fakten und stichhaltige Gerüchte kultureller Nachweise

Gisela Klammsteiner_Adidas High Air 3000 – Skisprungfanschuh, 2019
Ausstellung
vom 3. bis 5. April 2019
Kunstuniversität Linz, Hauptplatz 6, Strafsachengalerie Erfunden? Gefunden? Narrative und Geschichten als letzte Lockerung, Ausgangspunkt und Verortung experimenteller Arbeiten und neuer Ideen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Werk-Idee zur Geschichte oder die Geschichte zur Werk-Idee führt. Im Zentrum steht vielmehr die Freiheit eines selbst geschaffenen Kontextes, in dem folglich nichts „falsch“ sondern immer nur richtig sein kann, und der dabei jene höchstmöglich befreite und schöpferische Atmosphäre schafft, aus der ebenso frei künstlerische wie experimentelle Ergebnisse und Werke hervorgehen können.

Geschichten zu erfinden und zu erzählen ist so alt wie die Menschheit selbst. Geschichten schaffen Erklärungsmuster hinsichtlich der Welt, uns selbst und darüber hinaus. Geschichten tradieren Erfahrungen, Erkenntnisse und geben kulturelle Identifikation. Geschichten können uns komplexe Inhalte in all ihrer Ambivalenz erlebbar machen und als Spiegel dazu beitragen, uns selbst zu begreifen.

Als Schöpfung unserer Phantasie, die über uns hinausgehen und uns an imaginäre (Sehnsuchts-) Orte und Schauplätze bringen, vermögen uns Geschichten zudem von uns selbst zu entführen und uns davon zu enthemmen, immer in den gewohnten Bahnen zu denken – auf diese Weise bringen sie uns auf neue Ideen, erschließen uns spielerisch neue Zugänge auf unser kreatives und schöpferisches Potential und helfen uns, über liebgewonnene Materialien und Techniken hinauszudenken.

Und genau darum ging es in der Lehrveranstaltung „Erschließung experimenteller Felder“.

Entsprechend dieser Vorgabe und der Entwicklung individueller narrativer Rahmenbedingungen zu Beginn, repräsentieren die Ergebnisse schließlich also „Artefakte fiktiver Kulturen, Lebensformen, Rituale, methodischer Zugänge und Geschichten“.

Artefakte, die sich über ihrer Funktion als „Lockerung“ hinaus, aber auch als hochaktuelle Kritik jenen „alternativen Fakten“, „stichhaltigen Gerüchten,“ und „fake news“  gegenüber präsentieren, die die Welt heute an den Rand rationeller Argumente bringen.

Darüber hinaus ist die Ausstellung als „Sammlung“ von Artefakten und ihren Narrativen als kritisches postkoloniales Zitat jenen „Wunderkammern“, Kuriositätenkabinetten“ und „anthropologischen Zur-Schau-Stellungen“ gegenüber zu lesen, wie wir sie seit der Frühphase der Museumsgeschichte kennen und die zum Teil bis heute existieren. Insofern will auch unsere „Wunderkammer“ zum Schauen, Lachen, und Staunen anregen – als „punkige“ Wunderkammer aber eben auch zum kritischen Nachdenken.
Artefuckts eben.
Daniel Zaman Die Arbeiten sind in der Lehrveranstaltung „Erschließung experimenteller Felder“ bei Daniel Zaman im WS 2018/19, Abteilung textil·kunst·design, entstanden.

Die Ausstellung wurde kuratiert und organisiert von Daniel Zaman und Christiane Reiter-Zaman. Newsartikel / Ausstellungsankündigung

Ayse Brunner, Esther Deyerl, Katharina Grafinger, Natalie Hutterer, Verena Jung, Gisela Klammsteiner, Josepha Krüger, Elisabeth Maurer, Vera Rupp, Emese Takács, Lydia Waldhör

Ausstellung, 2019
Bildende Kunst / textil·kunst·design
Ayse Brunner  
Ayse Brunner, 2019, Aquarell auf Wellpappe, Holzleisten, 130 x 102 cm; Stativ  
Esther Deyerl  
Esther Deyerl  
Esther Deyerl: Sonderlinge 2019, Pömpel, Feinbeton, Sprühfarbe, Beize, Spachtelmasse, Metall, Silikon, Kandiszucker, Feinpapier, Lack, Reißnagel, Metallfolie, Anlegemilch  
Katharina Grafinger  
Katharina Grafinger  
Katharina Grafinger: memoria spongiae exornatus, 2019, Videoinstallation  
Natalie Hutterer  
Natalie Hutterer  
Natalie Hutterer  
Natalie Hutterer  
Natalie Hutterer  
Natalie Hutterer_Mogsnypolium speciosum N.H., 2019, Objekte aus Papier, Farbe, Stoff und Wachs, 2 Schaukästen
Verena Jung  
Verena Jung  
Verena Jung  
Verena Jung_ART ificial, 2019, Onlinegenerator, Computerausdrucke übertragen auf Malplatten, 20 x 20 cm; computergenerierte Gedichte, Wechselrahmen  
Gisela Klammsteiner  
Gisela Klammsteiner  
Gisela Klammsteiner_Adidas High Air 3000 – Skisprungfanschuh, 2019, Installation; Sportboxschuh von Adidas für Damen, Gr. 38 aus Kunstleder, Absatz: Höhe 11,5 cm aus Vollholz (Eiche) unlackiert, Klebeband, IPad, Video, Ventilator  
Josepha Krüger  
Josepha Krüger_Radianer, 2019, Installation; Profiling Collage aus Fotografien, Zeitungsausschnitten und Textfragmenten auf Wachspapier, 220 x 150 cm; Bürotisch, Sessel, Bürozubehör  
Elisabeth Maurer  
Elisabeth Maurer  
Elisabeth Maurer_Es wird in einem Land nach unserer Zeit…, 2019, gebundenes Buch aus indigogefärbtem Papier, A4, Schaukasten  
Vera Rupp  
Vera Rupp_Fundstück Nr. 23/4, 2019, Keramik und Kunststoff/Polypropylen, 20 x 15 cm, Fotoboxen 35 x 35 x 23 cm  
Emese Takács  
Emese Takács_Ohne Augen, 2019, Aquarell und Tinte auf Papier, max. Außenmaße 80 x 65 cm  
Lydia Waldhör  
Lydia Waldhör_Alleine ist der Mensch nichts, schon gar nicht Vier, 2019, bedruckte Overheadfolien, Holzeinrahmung, 42 x 42 cm  
Poster zur Ausstellung  
Fotos © Christiane Reiter-Zaman