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SYMPOSIUM

Sculpture Unlimited. Über die Grenzen von Skulptur

17. November 2010, 10.00 bis 21.00 Uhr Audimax und Südflügel, Kollegiumgasse 2

Internationales Symposium organisiert vom Instititut für Bildende Kunst und Kulturwissenschaften und Katalogpräsentation der Abteilung Bildhauerei - transmedialer Raum

Kuratiert von Eva Grubinger und Jörg Heiser, Moderation: Jakob Neulinger

Vortragende und Diskutanten: Jennifer Allen, Nikolaus Hirsch, Martin Hochleitner, Jörg Heiser, Aleksandra Mir, Vivian Rehberg, Jan Verwoert und Anne von der Heiden.

www.sculpture-unlimited.info

10.00 Uhr: Begrüßung Reinhard Kannonier, Rektor

10.15 Uhr: Einführung durch Eva Grubinger

10.30 Uhr: Vivian Rehberg: Why Baudelaire was wrong about Sculpture
Vortrag in englischer Sprache


11.15 Uhr: Jennifer Allen: Asoziale Plastik - Skulptur im Zeitalter des Internets

12.00 Uhr: Aleksandra Mir: Who cares about scupture? I just want to make impossible things! Vortrag in englischer Sprache

12.45 Uhr: Mittagspause

14.30 Uhr: Jan Verwoert: Die Teufel im Ding sprechen mit den Teufeln da draußen (Skulptur, Eigenbau, Juju Magie)

15.15 Uhr: Nikolaus Hirsch: Infrastrukturelle Modelle

16.00 Uhr: Kaffeepause

16.30 Uhr: Jennifer Allen, Jörg Heiser (Moderator), Anne von der Heiden, Nikolaus Hirsch, Martin Hochleitner: Gibt es ein "Wesen" der Bildhauerei? Eine vorläufige Bilanz des erweiterten Skulpturbegriffs.

17.45 Uhr: Drinks und Präsentation der neuen Ausgabe von "fountain", dem Magazin des Bereiches Bildhauerei-transmedialer Raum, mit einer Performance von Andreas Haslauer. 19.00 Uhr: Buffet und Party Auguste Rodins berühmtes Denkmal Die Bürger von Calais (1889) war vom Künstler ohne Sockel konzipiert. Jene Bürger, die die Niederlage und Eroberung ihrer Stadt erleben mussten, sollten auf einer Stufe stehen mit den Betrachtern.
Constantin Brancusi trieb von den 1910er Jahren an die Skulptur radikal Richtung Abstraktion - und machte den Sockel zum integralen Bestand des Werks. Um etwa die gleiche Zeit begann Marcel Duchamp, Readymades zu konzipieren – gefundene, industriell hergestellte Objekte, welche die Definition dessen, was eine Skulptur oder auch nur ein Podest war, nachhaltig in Frage stellten.
In den 1960er und 1970er Jahren wurde der Skulpturbegriff noch mehr erweitert: Richtung Land Art und Architektur (mit der bekannten Formulierung von Rosalind Krauss: „Skulptur im erweiterten Feld") oder soziale Interaktion (Joseph Beuys' Rede von der „sozialen Plastik"); in Richtung einer Einbindung von Schreiben, Fotografie und Film (Rober Smithsons Diashows, Filme und in Kunstmagazinen publizierten Texte) in Performance (z.B. Gilbert & Georges Living Sculpture), Richtung Grauzone zwischen Objekt und Bild (Donald Judds Spezifische Objekte oder Nam June Paiks Videoskulpturen) sowie in Form einer Mischung von all dem (z.B. Dan Graham). Künstlerinnen wie Louise Bourgeois, Eva Hesse oder Yayoi Kusama erodierten während dessen die machistisch-männlichen Vorurteilsbildungen zur Skulptur, die phallische Ordnung des Bildhauers, der heroisch am vertikalen Block meißelt. Vor dem Hintergrund dieser Geschichte scheint sich Skulptur allerdings beinahe schon in Beliebigkeit aufgelöst zu haben – so ziemlich alles könnte eine Skulptur sein. Im Vergleich ist die Malerei – trotz ihrer zahllosen Erweiterungen und Radikalisierungen – beinahe leicht zu fassen. Jedoch scheint das Interesse wieder zu erwachen an der Geschichte der Skulptur, selbst an traditionellen Techniken und Produktionsmethoden, die im Zeitalter von Internet und Simulation oft wieder radikal und neu erscheinen. Kann man die Skulpturgeschichte auch nach "innen" erweitern? Was wäre eine heute brauchbare Definition, etwa in Hinblick auf die oft vage Unterscheidung von "Installation" und "Environment"? Welche Fertigkeiten brauchen Bildhauer wirklich? Und nicht zuletzt, wie könnte die Bildhauerei-Abteilung einer Kunstuniversität heute ihr Feld auf hilfreiche und anregende Art definieren?

Aleksandra Mir, /Gravity/, found materials, 22m, Camden Roundhouse, London, 2006.