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Durchgängig rot weiß

Dorothee Haller
Installation | 2009
Textil/Kunst&Design

Linz im Jahr 2008 - das Stadtbild wird beherrscht von Baustellen, wo man hinsieht wird gearbeitet und verändert. Man putzt sich heraus für das kommende Kulturhauptstadtjahr, alles muss schöner, größer, besser werden. Alles.
Denn es gibt kein Durchkommen mehr, gewohnte Wege sind plötzlich blockiert, riesige Löcher in der Straße tun sich auf; großzügig markiert mit gestreiftem Absperrband, um auf mögliche Gefahr aufmerksam zu machen, um zu sperren. Immer wieder taucht es auf, die ganze Stadt scheint überzogen mit einem rot weißen Teppich, ein Netzwerk aus Kulturhauptstadtbaustellen.
Für mich Grund genug, das Material Absperrband näher zu betrachten und es in einen künstlerischen Kontext zu bringen. Es steht für den täglichen Ärger im Straßenverkehr, das nicht Durchkommen; den Aufwand, den die Stadt im Vorfeld eines Ereignisses betreibt, um sich „ordentlich“ präsentieren zu können und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten für die Bewohner.
Ich entschied mich bei der Umsetzung dafür, die Arbeit in zwei Teile zu gliedern:
Der erste Teil fungiert als „Teppich“, als Grundfläche. Trotz der Ordnung des Webens entsteht durch die Schrägstreifen des Absperrbandes eine unruhige Fläche, ein unregelmäßiges Muster. Wie das Linzer Straßennetz, das durch die vielen Baustellen seine gewohnte Ordnung verliert und „gestört“ wird.
Der zweite Teil besteht aus einem geknüpften Netz. Durch das Material des Bandes und das Verknoten ergibt sich eine Art Blütenform, Sinnbild für das „Erblühen“ der Stadt Linz als Kulturhauptstadt.
Die Baustellen haben sich inzwischen aufgelöst, ein neues Stadtbild ist entstanden, eine neue Ordnung hat sich ergeben. Auch das Zusammenspiel der beiden Flächen und Strukturen ergibt etwas völlig Neues, es verbinden sich Ordnung und Unordnung zu einem neuen Gesamtbild.

Diese Arbeit wurde in der Ausstellung bestOff 2009 gezeigt.