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AWARD

Aurelia Semperboni gewinnt Förderungspreis für Bildende Künstlerinnen zum Thema „Familiengeschichte“

Der 2021 zum ersten Mal vergebene Förderungspreis für Bildende Künstlerinnen zum Thema „Familiengeschichte“, gestiftet von der Autorin Christa Zihlmann-Prameshuber, geht an Aurelia Semperboni (Studentin Plastische Konzeptionen / Keramik) für ihre Arbeit BESTEMOR! „Aurelia Semperboni thematisiert in einer Publikation die Arbeit der Großmutter, die Schneiderin war, und dokumentiert ihre Wiederaneignung durch die folgenden Generationen. Durch einen sehr durchdachten und konsequenten Einsatz künstlerischer Mittel wird der/die BetrachterIn animiert, eigene Familiengeschichten zu imaginieren und eröffnet damit einen Kosmos, der zwischen Modemagazin und Familienalbum angesiedelt ist.“
So begründet die Jury, bestehend aus Christa Zihlmann-Prameshuber (Stifterin), Hemma Schmutz (Direktorin Lentos Kunstmuseum), Anna Jermolaewa (Univ.-Prof. Kunstuniversität Linz) und Frank Louis (Vizerektor Kunstuniversität Linz), ihre Wahl. „Aurelia Semperboni tritt mit Respekt ihrer Familiengeschichte gegenüber, es gelingt ihr, Werte und Weitergabe von Werten zu personifizieren und mit einem künstlerischen Feingespür ineinander zu verweben.“, erläutert Christa Zihlmann-Prameshuber weiter. Aurelia Semperboni, 1991* in Wien, seit 2020 Masterstudium „Plastische Konzeptionen / Keramik“ an der Kunstuniversität Linz. Die Künstlerin über ihre Arbeit "BESTEMOR": Beste Mutter ist ein Bildband über die Kleidung meiner Großmutter. Die Stücke wurden, vor allem meiner Schwester und mir, über die Jahre „vermacht“. Manche Kleidungstücke trugen wir in unserem Alltag, andere bewahrten wir auf, manche restaurierten wir. Zum Teil ist meine Großmutter Erzeugerin, teilweise sind sie erworben und einige Geschenke. Zusätzlich zu den eher neutralen Abbildungen der Kleidung, gibt es auch Platz für Fotos meiner Großmutter in der jeweiligen Kleidung sowie Bilder von uns in den Erbstücken. Es ist eine Arbeit, die zum Durchblättern gedacht ist. Sie soll so aufliegen, dass es keine Hürde für die/den BesucherIn darstellt, hinzugehen und sich für eine längere Zeit damit zu beschäftigen. Über die Stifterin
Die Schriftstellerin Christa Zihlmann-Prameshuber wuchs nach dem Tod ihrer Mutter bei ihren Großeltern unter der Obhut ihrer drei Großtanten auf. Alle drei, in ihrer Unterschiedlichkeit inspirierende Frauenpersönlichkeiten, ließen ihr eine recht unkonventionelle Erziehung zukommen und prägten sie auf ihre besondere Art und Weise. Nach einem abwechslungsreichen beruflichen Leben, das sie durch verschiedene Länder Europas führte, entschied sich Christa Zihlmann-Prameshuber dank der durch ihre Familie früh geweckten Liebe zur Literatur für die Schriftstellerei. Sie widmet diesen Förderungspreis, der sich an junge Künstlerinnen richtet und diese unterstützen soll, den prägenden Frauengestalten ihres Lebens, ihren (Linzer) Großtanten. „Eine meiner Großtanten wollte 1919 Dirigentin werden, doch war dieser Berufswunsch bis 1937 Frauen nicht gestattet. Meine zweite Großtante wollte Jus studieren, was Frauen in Österreich bis 1919 verwehrt blieb, 'abstraktes Denken' wurde ihnen abgesprochen. Meine dritte Großtante wollte Medizin studieren, hatte aber keine finanziellen Mittel und Stipendien oder Förderungsgelder gab es um 1930 für Frauen noch nicht. Die Situation hat sich glücklicherweise, unter anderem dank mutiger WegbereiterInnen, die für diese Rechte kämpften, verbessert, dennoch ist es mir ein persönliches Anliegen, auch im Sinne meiner drei Großtanten, gerade Frauen in ihrer Entwicklung zu fördern.“ Zukünftig soll der Förderungspreis für Bildende Künstlerinnen biennal vergeben werden.

Arbeit BESTEMOR © Jürgen Grünwald

Aurelia Semperboni © Jürgen Grünwald

Frank Louis, Aurelia Semperboni und Christa Zihlmann-Prameshuber © Jürgen Grünwald