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MAYBE PALERMO

Wissenschaftskommunikation interdisziplinär
Das WTZ West beschreitet neue Wege in Sachen Patentvideos
Seit Ende April ist der Blog zu „MAYBE PALERMO“, einem Wissenschaftsfilm des Wissenstransferzentrums West online, der die Entstehungsbedingungen, alle Hintergrundinformationen, Bilder von Teammeetings und vom Dreh zeigt.
https://maybepalermo.wordpress.com Forschung an österreichischen Unis ist oft nur einem kleinen Kreis vorbehalten. Die Ergebnisse in Form von Patenten sind dabei in einer Sprache verfasst, die den meisten Menschen unverständlich und fremd ist. So ergeht es auch dem Team von Ian Teasdale vom Institut für Chemie der Polymere an der Johannes Kepler Universität Linz: In der wissenschaftlichen Forschung wird Herausragendes geleistet, zahlreiche Erfindungen werden zum Patent angemeldet. Doch während die fachliche Expertise enorm hoch ist, fehlt der Innovationsgeist, wenn es darum geht, wie man auf ebenso hohem Niveau die Idee einem Publikum vermittelt. Um genau solche Schieflagen auszugleichen, ist das Wissenstransferzentrum (WTZ) gegründet worden. Es will sich den Herausforderungen einer neuen Art der Wissenschaftskommunikation stellen. Das betrifft sowohl die Herangehensweise wie auch die Resultate. Das von Teasdale entwickelte Krebsmittel wurde vom WTZ West als Pilotprojekt ausgewählt. Ein Projektteam aus WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen entwickelte über mehrere Monate hinweg gemeinsam neue Wege des Zusammenarbeitens und derForschungsvermittlung. „Für mich war es ganz wichtig, das Neuartige meiner Erfindung deutlich zum Ausdruck zu bringen und zu zeigen, wie außergewöhnlich dieser Ansatz ist“, erklärt Teasdale seine Motivation, am Forschungsprojekt des WTZ teilzunehmen und sein Patent zur Verfügung zu stellen. Andre Zogholy, WTZ-Koordinator seitens der Kunstuniversität Linz, sagt zur Zusammenarbeit von KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen: „Uns ging es vor allem darum, jenseits von verkaufsfördernden Absichten KünstlerInnen ein wissenschaftliches Patent in die Hände zu geben und sie aus ihrem Bereich heraus damit spielen zu lassen. Wir wollten unbedingt vermeiden, dabei in das übliche Schema von Auftraggeber und Auftragnehmer zu verfallen, sondern versuchten, eine wirkliche Zusammenarbeit zwischen WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen in Gang zusetzen. Von dieser interdisziplinären Herangehensweise versprechen wir uns neue, unerwartete Anregungen und eine neuartige Form des Zusammenarbeitens. Das Resultat soll ohne die spezifische Zusammensetzung des Projektteams so nicht denkbar sein. Unsere Rolle als Koordinatoren war dabei, den Prozess  zwar anzuleiten, aber stets offen für alles Mögliche zu halten.“
Dieses Resultat, ein Roadmovie, will gezielt mit Erwartungen brechen. In „Maybe Palermo“ nimmt das Publikum Teil an einer Taxifahrt. Die Handlung wird von zwei Personen getragen, einem genervten Taxifahrer und einem nervösen Wissenschaftler. Ihre Fahrt führt sie zum Patentamt; zugleich aber auch zum Kern der Erfindung des Wissenschaftlers. Während der Reise entspinnt sich zwischen den Protagonisten ein Gespräch, in dem der Wissenschaftlersein neues Krebsmittel erklärt. Zunächst kurz und prägnant im Wissenschaftsduktus. Der Taxifahrer versteht jedoch kein Wort. Im zweiten Ansatz holt der Wissenschaftler weit aus und spricht in Metaphern, die aus der Erfahrungswelt des Taxifahrers stammen. Der versteht nun nicht nur, worum es geht, sondern fasst am Ende in seinen eigenen Worten und klar verständlichen Sätzen die Erfindung zusammen. Davon wiederum ist der Wissenschaftler so begeistert, dass er den Taxifahrer ersucht, sie an seiner Stelle beim Patentamt vorzutragen. Kernelement der Handlung ist das Taxi selbst. In den Meetings des Projektteams hat es sich sehr bald als die tragende Metapher herauskristallisiert, die die Wirkungsweise des neuen Medikaments am besten verkörpert. „Der Film hat sich dann ganz natürlich und wie von selbst aus dieser Metapher ergeben“, so Luzi Katamay von der Linzer Filmfirma Las Gafas, die für Drehbuch und Regie verantwortlich zeichnet. Die Handlung breitet sich über eine für Patent- und Online-Videos fast epische Länge von 16 Minuten aus und ist prall gefüllt mit filmischen Referenzen. Durch Stilmittel und liebevoll ausgewählte Detailswie dem klassischen Yellow Cab oder der Dr. Pepper Coladose wird deutlich, wo sich „Maybe Palermo“ filmisch einreihen möchte und worin sich dieser Film so deutlich von anderen Patentvideos abhebt.
Nicht nur der Film selbst, sondern auch sein Verwertungszusammenhang soll neu gedacht werden. „Maybe Palermo“ wird daher nicht nur im engeren Umfeld der Wissenschaftskommunikation gezeigt, sondern auch bei nationalen und internationalen Kunstfilmfestivals eingereicht. Es wurde gezielt als Video für Social Media Kanäle konzipiert und wird dementsprechend auf youtube gehostet. „Wissenschaftskommunikation muss sich trauen, neue Wege zu gehen, muss unkonventionell sein, um neue Menschen zu erreichen und bei ihnen Interesse an Wissenschaft zu wecken“, sagt Bernhard Nussbaumer von der JKU über dieZusammenarbeit.
Aber kann sich dieser Zugang zu einem Kooperationsmodell mit Zukunft entwickeln? „Genau darin, solche Modelle oder Kommunikations-Foren zu schaffen und mit verschiedenen Ansätzen zu experimentieren, sehen wir das große Potenzial des WTZ“, so Zogholy. Das Wissenstransferzentrum kann helfen, inter-kommunikative Prozesse anzuregen und deren Verlauf zu unterstützen.
Durch das WTZ werden wichtige Impulse gesetzt, um die Vermittlung herausragender Forschung aus Österreich voranzutreiben.

The Driver (Christopher Hütmansberger) trying to grasp The Chemist’s (David Wurawa’s) story.