20.10., 18.00 Uhr bis 21.10.2016, 04.00 Uhr DOMGASSE 14, EG 14
Schatten, Dunkelheit, Vergnügen und Gefahr - die Stadt bei Nacht widerspricht dem, was die moderne Architektur uns lehrte, also Helligkeit, Transparenz und Rationalität. Aber was wären Städte ohne die Nacht? Mit der Dunkelheit kommt Verlockung, und nachts geraten selbst Planstädte außer Kontrolle. Seit jeher bildet die Nacht eine der interessantesten Facetten des Oeuvres Stadt. Die Elektrifizierung beendete die Dunkelheit in den nächtlichen Straßen, die Großstadt erfand das Nachtleben und bis heute ist es eher die Nacht, die ein urbanes Abenteuer verspricht. Nächte sind zum Feiern und zum Lieben da, zum Schlafen und zum Arbeiten. Nachts tun wir das, was tagsüber den Blicken anderer ausgesetzt wäre. Im Schutz der Dunkelheit kann man träumen und Graffiti sprayen, wechselt man Kleidung oder Geschlecht, sinkt in tiefen Schlaf, bleibt schlaflos oder verliert sich im Rausch. Die Nacht lässt sich schwerer beherrschen als der Tag. Sie ist Lebensraum für Bohemiens, SchichtarbeiterInnen, Vampire, Gespenster, Gangster und Revolutionäre (die immer zuerst auf die Straßenlaternen schießen). Heute verschwindet der Zauber der Großstadt-Nacht zunehmend. Die „indirekte Beleuchtung“ (Paul Virilio) von Überwachungskameras erhellt auch verborgenste Winkel, zugleich fordert ein schlafloser 24/7-Kapitalismus Arbeit und Konsum rund um die Uhr. Das Abenteuer wird zum Event und das Lichtermeer der Großstadt zur dekorativen Lichtinstallation. Die Domestizierung der Nacht ist längst passiert. SUPERSTADT! 2016 widmet sich eine Nacht lang den urbanen Räumen der Träume, der Angst und der Kontrolle zugleich. Nachtarchitekturen wie Clubs, Höhlen und Schlafzimmer werden ebenso thematisiert wie Architekturen aus künstlichem Licht oder solche, die mehr dem Tod als dem Leben gewidmet sind, also Grabstätten, Katakomben, Kenotaphen und Bunker. Nachtaktive Tiere werden ernsthaft diskutiert, Vampire werden hofiert, die Finsternis wird zelebriert, das Clubbing wird akademisiert und schließlich wird auch mit dem Schlaf experimentiert.